Zeitbrief Nr. 66

 


Willkommen beim 66. my_time Zeitbrief – September 2005
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» Inhalt
» Editorial
» Zeitnotizen und -gedanken
» Der 1. Satz
» Zeit abstrakt
» Selbstmanagement – neue alte Werte
» Schnelles Sorgen
» Uhren langweilig
» Zeitgedicht
» Dichter zur Zeit
» my_time
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» Editorial

Wer etwas erreichen will, wird Ziele festlegen, Maßnahmen planen
und sie dann Schritt für Schritt realisieren. Das stimmt so, jedenfalls
im Job. Es bedeutet meistens auch, daß die Zukunft besser aussehen
soll als die Gegenwart. Man strebt nach etwas, das im Augenblick
so noch nicht vorhanden ist.

Ein interessanter Gedanke besonders für Zielorientierte, vornehmlich
in der Freizeit: Was wäre, wenn das, was heute ist, so schon vollkom-
men wäre? Die Gegenwart kann so bleiben, sie ist ok.
Könnten Sie das „aushalten“?

Eine schöne Zeit bis zum nächsten -brief wünschen

Wolfgang Hamm, Anja und Hans D. Brandhoff
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» Zeitnotizen und -gedanken

'Die Gegenwart ist der Zustand zwischen der guten alten Zeit und
der schöneren Zukunft.'
(Zarko Petan)

'Diese Zeit ist, wie alle Zeiten, eine sehr gute; wir wissen nur nichts
mit ihr anzufangen.'
(Ralph Waldo Emerson)

'Nichts verleiht mehr Überlegenheit, als ruhig und unbekümmert zu
bleiben.'
(Thomas Jefferson)

'Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis,
vielleicht ist keines da.'
(Franz Kafka)
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» Der 1. Satz – Buchanfänge

'Das Folgende wurde niedergeschrieben von dem Ritter und nachmaligen
Mönch Domingo de Soria Luce in einem Kloster der Stadt Lima, wohin er
sich, dreizehn Jahre nach der Eroberung des Landes Peru, zur Abkehr von
der Welt begeben hatte.'
(Jakob Wassermann: Das Gold von Caxamalca)

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» Zeit abstrakt

'Zeit ist ein abstraktes Konzept. Ich mache mir nicht viel aus der Zeit.
Meine erste Armbanduhr habe ich mit 36 angezogen. Selbst als
Uhrenhersteller bin ich sechs Jahre ohne herumgelaufen. Der Kauf
von Festina hat mich dann so glücklich gemacht, dass ich mir eine
ans Handgelenk geschnallt habe.'

(Miguel Rodriguez, Inhaber der Uhremnarke Festina,
in einem Interview)
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» Selbstmanagement – neue alte Werte

'Spätestens seit den Neunzigern gibt es eher so etwas wie eine Tyrannei
der Entscheidungszwänge. Man muss sich jeden Tag neu orientieren,
nichts ist mehr klar. Traditionelle Werte, die die 68er eher abgelehnt
haben, Disziplin, Ordnung, Klarheit, Verbindlichkeit, Verlässlichkeit,
sein wieder en vogue.

Was die 68er als Befreiung empfunden haben, die Offenheit des
Lebens und damit auch die Unklarheit, wie es weitergeht, wird heute
als Belastung und Druck empfunden.'

(Sigmar Gabriel, Politiker, in einem ZEIT-Interview)
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» Schnelles Sorgen

'Sorgen für das physische und emotionale Wohl von Menschen ist nicht
vergleichbar mit marktförmiger Erwerbsarbeit und auch nicht auf diese
Weise organisierbar. Wenn das Sorgen für Kinder, Kranke und Alte in
die Arbeitswelt verlagert wird, wird es in Teilarbeiten zerlegt, die zeitlich
und personell voneinander getrennt stattfinden. Damit wird die Ganz-
heitlichkeit der familialen Sorge aufgehoben.

Als Erwerbsarbeit wird das Sorgen formal organisiert und marktgemäß
rationalisiert. Die Zeitlogik der Ökonomie dringt damit in Lebensbe-
reiche ein, die bislang davon ausgenommen waren. Doch Sorgearbeit
lässt sich nicht ohne Qualitätsverlust rationalisieren.'

(aus Helga Zeiher: Zeitbalancen.
In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 31-32/2004)
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» Uhren langweilig

'Immer wenn ich nicht in der Aktivität aufgehe, scheint die Aufmerksam-
keit auf die Zeitdimension gerichtet zu werden. Und immer wenn ich die
Aufmerksamkeit auf die Zeitdimension per se richte, dann vergeht die
Zeit langsamer.

Es gibt keine längere Minute, als die Minute, wo Sie den Sekunden-
zeiger beobachten. Es ist die Absorbierung der Aufmerksamkeit durch
die Tätigkeit, die das Zeitvergehen bestimmt.'

(Prof. Urs Schallberger)
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» Zeit-Gedicht

Was bleibt
Von allem nichts mehr, denn ich habe
genug und ich hatte zuviel.
Ich hatte Gedächtnis. Ich grabe
darin wie halb im Spiel

noch einmal vergeblich, vergesse,
wie alles eigentlich war
und ein bloßer Schein nur: ich messe
die Zeit nicht mehr, Jahr um Jahr.

Ich lasse mir Zeit jetzt und lasse
den Tag mit dem Tage vergehen.
Von allem bleibt nichts. Und ich fasse
in Luft nur und nenn' es Geschehen.

(Karl Krolow)
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» Dichter zur Zeit

'Am folgenden Tag brachte die ›Morgenpost‹ einen Artikel, der die
Überschrift trug: Wer ist Caspar Hauser? Wenngleich auf diesen
Appell keiner der Leser eine Antwort zu erteilen vermochte, wurde
der Zudrang der Neugierigen so groß, daß das Bürgermeisteramt
sich genötigt sah, die Besuchsstunden durch eine strenge Vorschrift
zu regeln.

Bisweilen standen die Leute Kopf an Kopf vor der offenen Tür des
Gefängnisses, und in allen Gesichtern war die Frage zu lesen: Was
ist es mit ihm? Was ist es für ein Mensch, der die Worte nicht versteht
und dennoch sprechen kann, die Dinge nicht erkennt und dennoch
sehen kann, der zu lachen vermag, kaum daß sein Weinen zu Ende,
der arglos scheint und geheimnisvoll ist und hinter dessen unschuldig
leuchtenden Augen vielleicht Übeltat und Schande verborgen sind?

Sicherlich spürte der Gefangene, spürte es schmerzlich, was die
lüstern auf ihn gerichteten Blicke begehrten, und der Wunsch, ihnen
zu willfahren, erzeugte möglicherweise die erste erhellende Dämme-
rung, welche ihm selbst die Vergangenheit langsam begreiflich machte,
so daß er in beunruhigter Brust nach dem Gewesenen tastete, ein
Gewesenes erst fühlte und die Gegenwart damit verband, im tiefsten
schaudernd an der Zeit messen lernte, was sie verändernd mit ihm
getan, und was er sah, mit dem verglich, was er ehedem gesehen.'

(Jakob Wassermann;
aus: Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens)
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» my_time

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